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Vom Wesen der „Hanni Welle“

15. Dezember 2014 By admin Kommentar verfassen

Sie haben noch nie von Hanni Welle gehört? Das kann nicht sein! Weil Sie nicht im Alemannischen leben, ist Ihnen wohl der Klang dieser Silben nicht vertraut.

Aber Sie kennen sie mit Sicherheit, die verpasste Gelegenheit, dieses unwiederbringliche „vorbei“, das wehmütig-ärgerliche „zu spät“, jenes nicht beim Schopf gefasste ‚Mensch‘ „Hanni Welle“ und ihre Schwestern: Hanni Grad Welle, aus der Gegend der faulen Ausreden. Hanni Welle Sage, die hilfreiche Fee im Gespräch, die den beginnenden Gedächtnisschwund so feinfühlig verhüllt.
Und nicht zuletzt Hanni Jo Welle, die klägliche Abbitte, die nichts mehr retten kann, aber manches Versäumnis mildert und menschlicher macht.

Mit der Erinnerung an Kindheit und Jugend taucht sie gelegentlich auf, diese leicht melancholische aber auch schmunzelnde Weibsperson, die einen die verpasste Verwandlung ermöglichen wollte: Cowboy, Pilot, Förster, Zahnarzt, Filmstar, Forscher, Nobelpreisträger – Hanni Welle, vorbei!

Ein Buch schreiben, eine Weltreise machen – Hanni Welle, na ja, vielleicht … Und sie begleitet uns durchs Leben: Wie war das doch?

Eine Spende für die Opfer der jüngsten Katastrophe, die Patenschaft für ein Kind in Not übernehmen – Hanni Welle!
Immerhin, zählt nicht auch schon der gute Vorsatz? Mit dem Rauchen aufhören, mehr Toleranz im Umgang, mein Idealgewicht zurück erobern – Hanni Welle, aber das Fleisch ist schwach!

Dem Partner wieder einmal sagen, wie sehr man ihn mag und ihn braucht…? Hanni Welle! Warum nur tat ich‘s noch nicht!

Hanni Welle steht auch auf dem Klingelschild für Trägheit und mangelnde Entschlusskraft, für die eingebaute Bremse in uns, für die Kette am Bein, die uns auf ebenem Boden stolpern lässt, wenn mal wieder der Geist die Flügel ausbreiten möchte und die raue Wirklichkeit die schönen Wünsche und Träume blockiert…
An Neujahr hat sie Geburtstag: Mit ihr will ich mich nie mehr ärgern, nie mehr streiten, mehr leben, weniger schuften, kurz, ein ganz anderer Mensch werden. Hanni mer mit ihre jdefall vorg’nomme…
Aber sie, sie will einfach nicht alt erden, die Gute. Der Alltag schiebt sie beiseite, verschlingt sie, löst sie in Luft auf bis zum nächsten Mal.
Hanni Welle – die leibhaftige Schlamperei, oft gar das schlechte Gewissen in Person.
Wie meinen Sie? Ich sollte aufhören? Sonst fällt Ihnen womöglich noch dies und jenes ein, was Sie hän…? – Aber gern! Grad hanni ’s sage welle!

(urspr. aus dem Schwäbischen; Verfasser bislang unbekannt…)

Kategorie: Dichtung & Denkung, Gesellschaft & Mensch, Mundart alemannisch, Weisheit & Alter Stichworte: Chance, gute Vorsätze, verpasste Chance, Vorsätze

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