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Aktuelle Seite: Startseite / Gesellschaft & Mensch / Witwenball o d e r Die Pflege der Geselligkeit

Witwenball o d e r Die Pflege der Geselligkeit

10. Januar 2014 By admin 1 Kommentar

von Ror Wolf feat. bei wob.

Meine Damen, meine Herrn,
um einmal auszuschweifen,
will ich die Gelegenheit ergreifen,
denn ich pfeife hier im Speisesaal
einmal ordentlich auf die Moral.

Dies sagt die junge Witwe zu dem fetten
Apotheker im Rauch der Zigaretten.
Meine Damen, meine Herren
heute abend kommen wir zum Kern.

Weil, nach einem üppigen Verzehr
empfiehlt sich der Geschlechtsverkehr.
Grad wie wir sitzen auf den Stühlen,
werden wir uns ins Vergnügen wühlen
oder gar auf den gedeckten Tischen
und zwar ohne sie erst abzuwischen.

Die Damen legen freundlich sich
auf des nächsten Mannes Bauch,
wie gesagt: im Zigarettenrauch.

Und alle Herren, die gerade saßen
springen jubelnd auf und sie erfassen
ihre Gläser: Dreimal hoch, Madame,
das ist ein vorzügliches Programm.

Der Professor ruft: Bitte sehr, gnä‘ Frau,
zeigen Sie uns ihren Körperbau.
Etwas knackt. Man hört die Witwe lachen,
noch ist nichts Genaues auszumachen.

Knipsend öffnet sie die Puderdose
und vom Tisch tropft etwas Bratensoße,
und es tropft auch etwas vom Ragout
weich hinunter über ihr Dessous,
denn den Glockenrock hat sie nach oben
bis zu ihrem Hals hinaus geschoben.

Dann hört man den Knicks von einem Knie:
Meine Herren, worauf warten Sie?

Plötzlich platzt etwas und jeder sieht:
Waldmann steht, die schwarze Witwe kniet.
Mitten in die Witwe tief gebückt
hat Hans Waldmann sich hinein gedrückt.

Und sie zuckt und schäumt und rauscht und haucht,
faucht und schwimmt in ihre Lust getaucht,
keuchend feucht in ihrem Trieb und Drang,
aufgestülpt in ihren Überschwang,
aus den dunklen Winkeln, aus dem Mund
kommt ein Schrei, so wild und wund so rund.

Weiter schreit sie, und dann schreit sie: Jetzt!
Danach hat sich Waldmann hingesetzt.

Plötzlich sieht man alle Herren hüpfen
und beim Hüpfen aus den Hosen schlüpfen,
oben, unten, mitte, links und rechts
sieht man viele Teile des Geschlechts.

Ach, die Herren aus den höchsten Kreisen
wollen ihre Leidenschaft beweisen
und sie gießen eine Flasche ‚Henkell
Trocken‘ über ihre Schenkel.

Liebe Zeit, Sie machen mich ja nass,
sagt die Witwe, warum tun Sie das?
Rasch sind ihre Worte fort geschwommen,
mittlerweile hat sie Platz genommen
hoch auf dem Bankdirektor, mit den Lenden
sitzt sie und umfasst ihn mit den Händen.

Und sie hebt noch eine Kleiderschicht,
meine Damen, nein, es geht jetzt nicht,
sagt der Makler, der den Direktor stützt,
denn was nützt es, wenn es gar nichts nützt.

Auch der Vize-Präsident ist über alle Maßen
ausgelöffelt oder ausgeblasen.
Rechts hat sich der Herr Prälat ergossen,
links ist der Forstdirektor weg geflossen.

Der Bankier, am Ende seiner Kraft,
wird von Unbekannten weg geschafft.
Schlaf am Boden liegt ein aufgeknöpfter
Arzt, fast nackt,
ein ganz und gar erschöpfter.

Nur der Regierungsrat, der Doktor Winternitz,
ruft: Madame, gleich geht es auf den Piz!

Herrschaft, ruft er, Himmel! Meine Güte!
Gott behüte, sagt sie, ich ermüde.

Ist das wirklich alles schon gewesen,
fragt die frivole Witwe den Chinesen,
denn mit Stäbchen und mit Liebesmücken
kann man mich auf keinen Fall entzücken.

Alles ist verschwommen und verschmiert,
aber sonst ist nicht sehr viel passiert.

Kategorie: Gesellschaft & Mensch, Großes von anderen, Moral & Co., Soziales Stichworte: Gesellschaft, Pflege der, Witwe

Kommentare

  1. Scheffarzt meint

    12. Januar 2014 um 08:07

    Hallole, Mannsbilder,

    dieses schlüpfrige Gedicht – nicht von wob., aber auch gut ! –
    bedient Männerphantasien bis zum Speichelfluss!
    Reimtechnisch leider an manchen Stellen etwas holprig –
    vielleicht in Anlehnung an die auch etwas holprigen Versuche
    präseniler Möchtegerns…

    Und warum so lang? Da lob ich mir die dichterische Freiheit,
    auf den Reim zu verzichten und direkt auf den Punkt zu kommen
    wie in folgendem Beispiel aus der gleichen Reimschmiede:

    Lieber Nikolaus,

    schick’ mir eine taubstumme Nymphomanin,
    die einen Getränkehandel führt
    und die an Jahreskarten fürs Stadion ran
    kommt.

    Und es ist mir scheißegal,
    dass sich das nicht reimt.

    Gruß vom Scheffarzt

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